Verschlagwortet: Mera Peak
Als Bernd auf dem Gipfel seine Handschuhe auszog, um zu fotografieren, war das Unglück unübersehbar. Selbst hatte er es scheinbar noch gar nicht mitbekommen. Ich erwähnte es schon im letzten Blog. Große Höhe, gepaart mit bitterer Kälte und Wind bedeutet immer Erfrierungsgefahr. Und nun war es passiert.
Es ist eine große Last von mir abgefallen. Aber es ist nicht nur Erleichterung, die ich spüre. Ein klein wenig Wehmut vermischt mit Traurigkeit ist auch dabei. Zum einen liegt das daran, dass dies meine letzte Tour sein wird, auf der ich Gäste auf einen über 6000 m hohen Berg im Himalaya geführt habe.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Noch waren wir nicht oben. Aber wir sind heute (10.04.) immerhin im Basislager des Mera Peaks angekommen. Doch vorher gab es auf unserem Weg noch eine Menge Ursprünglichkeit. Ich denke ja, dass dies vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Doch ich bin ein großer Fan.
Die Augen suchen den Weg, die Beine gehen ihn, aber in mein Bewußtsein dringt dieser Vorgang nicht. Gehen wird zu einer Art Meditation. Ich bin mit meinen Gedanken entweder ganz woanders, was eher selten passiert. Oder ich bin am Schauen. Meistens aber denke ich gar nicht. Ich gehe nur. Und da bin ich ganz bei der Sache.
Um Missverständnissen vorzubeugen. Mit „alt“ ist nicht die Zahl an Jahren gemeint, welche die Neuankömmlinge auf dem Buckel haben. Außerdem würde ich mir da ins eigene Fleisch schneiden. Nein, gemeint ist ein besonderer Umstand, den ich sehr erfreulich und deshalb erwähnenswert finde.
Das menschliche Streben nach Anerkennung treibt seltsame Blüten. Die einen stacheln sich selbst zu geradezu unerhörten Leistungen an, um einem ruhmlosen Leben in der Bedeutungslosigkeit zu entgehen, die anderen wollen das auch, tun aber nur so, als würden sie etwas großartiges leisten. Sie versuchen es nicht einmal.