Verschlagwortet: Nordsattel
Am frühen Morgen des 29. Mai 1934 wollte Rinzing nach Wilson sehen. Doch der war schon seit Stunden unterwegs. Bei Tagesanbruch konnte er einen kleinen Punkt erkennen, der sich in etwa 6700 m Höhe langsam aber stetig den steilen Hang in Richtung Nordsattel hinauf kämpfte. Das war der letzte Tag, an dem er lebend gesehen wurde.
Seine fast schon kindliche Sorglosigkeit dem Berg gegenüber verblüfft mich am meisten. Was dachte sich Wilson dabei? Er, der noch niemals einen Berg bestiegen hatte, der aber sehr wohl die Expeditionsberichte von Bruce, Norton und Ruttledge kannte, der die Tagebücher Mallorys gelesen hatte, wollte vom Rongpu-Kloster aus allein in sechs Tagen den Gipfel des Everest erreichen? Wenn er wenigstens völlig ahnungslos gewesen wäre. Doch er wusste von den mörderischen Problemen seiner Vorgänger.