Er sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus dieser Mann, der da im Jahr 1909 die Werkstatt des Schmieds Henri Grivel in Courmayeur betritt. Er ist ärmlich bekleidet, hat einen langen Bart und raucht eine stinkende Pfeife. Er nennt sich Oscar Eckenstein und hat einen Auftrag für Grivel. Diesem kommt es reichlich unnütz vor, was der Fremde da von ihm verlangt und womöglich fürchtet der Schmied auch um seinen Lohn. Woher soll Grivel auch wissen, dass der Gegenstand auf der Zeichnung, welche ihm dieser Mann vorlegt, das Bergsteigen von Grund auf revolutionieren und ihn, Grivel, reich machen würde.
Wer hat´s erfunden? Eben nicht die Schweizer. Es waren Sachsen. Wenn ich Leuten erzähle, dass die ersten Menschen, welche auf die Idee kamen, aus rein sportlichen Motiven und ohne künstliche Hilfsmittel auf freistehende Felsnadeln zu klettern, Sachsen waren, so ernte ich allzu oft ungläubiges Kopfschütteln. Nicht die Amerikaner oder vielleicht die Franzosen, deren seltsame Schwierigkeitsskala heute die halbe Welt verwendet? Ganz besonders viele Zweifler gibt es bei den Alpinisten, die auch noch aus den Alpen stammen.
Millionen deutscher Soldaten wurden im Zweifrontenkrieg in den Schützengräben verheizt, doch er ging seelenruhig klettern. Der Einberufung entkam er, weil er seit 1912 unangemeldet bei seiner Halbschwester in Dresden wohnte. Die meiste Zeit schlief er sowieso unter den Felsen. Die Rede ist von Emanuel Strubich.
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